Hilf mir fliegen
Sexualbegleitung aus der Sicht einer Klientin
Meine Sexualbegleitung aus der subjektiven Sicht einer Klientin beschrieben, die fast vollständig blind und gelähmt ist und die auch kaum sprechen kann - nachdem sie vor vielen Jahren als junge Frau eine CO2-Vergiftung erlitten hat. Sie lebt in einer Pflegeeinrichtung.
Der Leiter der Pflege hat ihren Wunsch nach körperlicher Nähe und liebevollen erotischen Berührungen ernst genommen und mich hinzugezogen, um ihr zu ermöglichen, ihr Leben trotz ihrer massiven Einschränkungen so selbstbestimmt wie möglich leben zu lassen.
Ab und zu veröffentliche ich hier auch einen Text, eine Kurzgeschichte, die ich geschrieben habe. Diese Geschichte hier ist wahr, ich habe sie so geschrieben, wie sie mir die Klientin vermittelt hat - über die Sprachbariere hinweg.
Hilf mir fliegen
Es ist dunkel.
Ganz dunkel.
Überall.
Ich kann mich nicht bewegen.
Ich bin also wach.
Ich liege und warte.
Mein Körper ist wie taub.
Ich will hier raus.
Mein Körper erinnert sich.
Immer.
Immer diese Sehnsucht nach Nähe.
Immer liege ich hier alleine.
Einsam.
Bewegungslos.
Ich will wieder fühlen.
Mich gehalten fühlen.
Nähe fühlen.
Einen Mann fühlen.
Mich fühlen
als Frau.
Ich will !
Ich sage es.
Die Worte bilden sich mühsam.
Ich sage es immer wieder.
Ich nehme ein wenig Helligkeit war.
Es ist Tag.
Es ist Nacht, wenn dieser leichte Schein verschwindet …
Er hat eine angenehme Stimme.
Er füttert mich häppchenweise mit Kuchen.
Er ist für mich da.
Er hat Zeit für mich.
Nimmt sich die Zeit.
Er versteht, was ich sagen will.
Fragt nach, bis er verstanden hat.
Wir lachen.
Ich mag sein Lachen.
Ich werde ausgezogen.
Er macht das anders.
Etwas unbeholfen.
Sonst werde ich eben hochgezogen, gedreht, ruckzuck, fertig.
Er hat es nicht so drauf.
Mein Ellbogen verhakt sich im Hemd.
Ganz liebevoll befreit er mich.
Genau so fühlt es sich an: voller Liebe.
Seine Fingerspitzen berühren mich gerade eben so.
Unendlich langsam gleiten sie über meine Haut.
Die feinen Härchen richten sich auf: Gänsehaut.
Erinnerungen.
Bilder erscheinen, Gefühle.
Manfred mit dem Motorrad.
Das aufregende Kribbeln zwischen meinen Beinen wenn er beschleunigt.
Ich, an ihn geschmiegt.
Wir neigen uns in die Kurven.
Aufregung und Geborgenheit.
Ich gebe mich hin.
Wir fliegen.
Ich gebe mich ihm hin:
raus aus der Lederkombi
seine rauen Hände greifen fest nach meinen Brüsten.
Es ist rechts ein kleines bisschen Helligkeit.
Es ist Tag.
Ich kann mich nicht bewegen.
Die innigen Berührungen, so lange vermisst.
Ich lächele glücklich.
Mühsam bildet sich in meinem Mund ein Wort:
"Titties"
Wir sind nackt.
Ich spüre seine Haut an meiner.
Mein Körper erinnert sich,
an all die innigen Berührungen.
Wir waren nackt in den See gerannt.
Die Ledersachen hatten wir uns vom Leib gerissen und beim Motorrad liegen lassen.
Das kühle Wasser auf unserer verschwitzten Haut.
Lachen.
Toben.
Ich falle ihm atemlos um den Hals und klammere die Beine um ihn.
Ich spüre sein hartes Glied.
Lachend trägt er mich ans Ufer.
Ich spüre ihn in mir.
Lust durchflutet mich.
Mein Kopf ist wattig.
Ich fliege.
Ich spüre seinen Körper neben mir.
Er kuschelt sich an mich.
Er hält mich im Arm.
Ich fühle mich sicher.
Ich fühle mich gehalten.
Ich fühle mich.
Ich fühle.
"Ja, deine Titties!“ wiederholt er leise.
Zärtliche Hände an meinen Brüsten.
Ganz zartes Streicheln:
ganz zärtliche Gefühle kommen in mir auf.
Beherztes zufassen: Mein Herz geht auf.
Meine Nippel richten sich auf.
Neckisches Zupfen:
ein lustvolles Ziehen bis in meinen Schoß.
Seine Finger spielerisch in den kleinen krausen Löckchen.
Lockendes Streicheln an meinen Lippen.
Ein Gefühl, wie das wärmende Licht der Sonne.
Ich möchte mich ihm öffnen wie eine Blume.
Die Flügel öffnen wie ein Schmetterling …
Mein Körper unbewegt,
die Schenkel unbeweglich.
Mein Geist hebt ab.
Ich zerfließe vor Verlangen.
Ich fließe aus vor Lust.
Schmatzende Geräusche
- wie Flügelschlag.
Ich hebe ab.
Farben, …, Lichter, …, Wonne, …, Glückseligkeit.
Abtauchen in zärtliche Wärme,
Ruhe,
gehalten werden,
Haut an Haut,
Sicherheit,
Vertrautheit,
zärtliche Nähe.
Bilder steigen auf …
Sonne,
frisches Grün,
Wind in den Haaren,
auf nackter Haut.
Sein Atem auf meiner nackten Haut
lässt Erinnerungen wieder lebendig werden,
sie sind jetzt wieder,
ich fühle jetzt
das Salz auf der Haut,
das Streicheln zärtlicher Hände,
eine neue Welle der Lust,
meine Seele erhebt sich,
breitet die Flügel aus …
komm …,
mach …,
Ich will ihn in mir spüren,
ich will wieder abheben,
hilf mir fliegen.
mein Jahresrückblick 2024














